Warum sich klassisches Projektmanagement und Scrum nicht gegenseitig ausschliessen
14. März 2022
Lesezeit: 5 Minuten
Klassisches Projektmanagement und Scrum schliessen sich nicht aus; im Gegenteil, sie sind sich sehr ähnlich und ergänzen sich ideal.
Hallo, mein Name ist Julia Heumos, Senior Consultant bei Qudits und frisch zertifizierte Scrum Masterin.
Als ich vor einiger Zeit in das Scrum Master Training gestartet bin, hatte ich die Erwartung ein zum klassischen Projektmanagement sehr unterschiedliches Framework kennenzulernen. Während des Kurses ertappte ich mich aber häufig dabei, wie ich dachte: „Hey, das kennst du, das machst du doch sonst auch, auch wenn es eventuell anders benannt ist.“
Worum es bei Scrum geht
Scrum konzentriert sich im Wesentlichen auf sogenannte Sprints (entsprechend Scrum Guide: „Events mit fester Länge“ in denen „alle Arbeiten, die notwendig sind, um das Produkt‐Ziel zu erreichen, einschliesslich Sprint Planning, Daily Scrums, Sprint Review und Sprint Retrospective“ stattfinden). Dabei geht es auch wiederholend um:
Planung
Durchführung
Verbesserung
Ich wette, dass bereits jetzt einige von Ihnen dieselben Gedanken hatten wie ich auch: Nach klassischer Methodik, egal ob Prince2 oder dem PMP, beginnt nach der Initialisierung auch die
Planungsphase, gefolgt von der
Durchführung und dem Abschluss mit den sogenannten Lessons Learned, also der Betrachtung und Dokumentation, was beim nächsten Mal
verbessert werden kann. (Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge).
Für all diejenigen die jetzt ausrufen: „Aber der grösste Unterschied zwischen Scrum und dem klassischen Framework ist doch die eigenständige Organisation des Teams“ – da haben Sie Recht. Wenn Sie stattdessen sagen: „Die Realität sieht oft anders aus“ – da haben Sie auch Recht. Bevor ich aber dazu komme, lassen Sie mich zunächst auf die Gemeinsamkeiten und Ergänzungen eingehen. Sie werden sehen, dass auch die eben genannten Unterschiede ergänzend wirken.
Was Scrum kann, kann das klassische Vorgehen schon lange
Ein Product Backlog nach Scrum enthält die Aktivitäten, die durchzuführen sind, damit am Ende das fertige Produkt entsteht. In der Planung eines Sprints wird ein Teil aus diesem Backlog definiert, der in einem vorgegebenen Zeitraum „entwickelt“ werden muss. Hier zeigt sich eine weitere Gemeinsamkeit: Im klassischen Framework wird eine Work Breakdown Structure erstellt, die die Arbeitspakete zum Erreichen des Projektziels sowie die dazu notwendigen Aktivitäten und Abhängigkeiten listet.
Was viele dabei unterschätzen, ist das Versehen der Arbeitspakete mit Aufwänden. Dies ist einer der Punkte, an denen Scrum ergänzend wirkt. Der Product Backlog muss zwingend einen Forecast enthalten. Dieser Forecast muss nicht exakt sein, aber er sollte zumindest vermitteln, wie viel Zeit geschätzt wird. Diese Schätzung enthält auch eine Risikobewertung, denn je höher der Wert, desto weniger ausdetailliert ist meistens auch das Arbeitspaket. Die Risikobewertung ist wiederum etwas, dass das klassische Projektmanagement ebenfalls beinhaltet, allerdings als separates Dokument, das wiederum die Risiken vollumfänglich betrachtet (Risk Log). Dies ist ein Punkt, an dem Scrum wiederum vom klassischen Framework ergänzt werden kann.