Künstliche Intelligenz als Ergänzung des Menschen
Oft wird die Rolle der KI am Arbeitsplatz missverstanden und davon gesprochen, dass Maschinen den Menschen ersetzen sollen. Warum sie eher als Ergänzungen anzusehen sind, zeige ich im Folgenden auf.
Dass menschliche Arbeitskräfte durch künstliche Intelligenz wird setzt voraus, dass der Mensch und die KI die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten haben. Das ist in Wirklichkeit bei weitem nicht der Fall. Schneller, genauer und durchweg rational – so lassen sich KI-basierte Maschinen beschreiben. Was ihnen jedoch fehlt, sind Intuition, Emotionen und kulturelle Sensibilität, dabei sind genau das die menschlichen Eigenschaften, die uns so effektiv machen.
Im Allgemeinen werden moderne Computer als intelligent angesehen, weil sie millionenfach schnellere Signale auszusenden als menschliche Neuronen und somit schneller lernen. Durch die Fähigkeit menschliches Handeln, Fühlen, Sprechen und Entscheiden nachzuahmen, erkennen sie Informationsmuster und treffen auf dieser Basis ihre Entscheidungen. Diese Art von Intelligenz erscheint vor allem in einem organisatorischen Umfeld als äussert nützlich, da sie Trends erkennen und dahingehend optimieren. Zudem ermüdet KI im Gegensatz zum menschlichen Körper nicht. Solange der Datenfluss gewährleistet wird, arbeitet sie weiter.
Im Vergleich zur KI, die nur auf verfügbare Daten reagieren kann, besitzen Menschen die Fähigkeit sich wechselnden Situationen entgegenzustellen, der Lage entsprechend zu antizipieren, darauf zu reagieren und sie zu beurteilen. Dies ermöglicht es uns, von kurzfristigen zu langfristigen Überlegungen zu übergehen. Kurzum, der Mensch erfordert keinen ständigen Fluss von extern bereitgestellten Daten, was die Einzigartigkeit des menschlichen Gehirns ausmacht.
Der Menschen stellt also die authentische Intelligenz dar – eine andere Art von KI, wenn man so will. Für diese Art von Intelligenz werden offene Systeme benötigt. Teams und Organisationen interagieren mit einem externen Umfeld und müssen daher mit verschiedensten Einflüssen zurechtkommen. Ein solches Arbeitsumfeld erfordert die Fähigkeit, auf plötzliche Veränderungen zu reagieren, einen verzerrten Informationsaustausch zu antizipieren und damit umzugehen. Gleichzeitig wird Kreativität gefordert, wenn es darum geht, eine Vision und eine Zukunftsstrategie zu entwickeln. Diese Art von Interaktion erfordert von Prozessen und Systemen die ständige Umgestaltung und damit echte Intelligenz.
Herausforderungen im Einsatz von KI-Systemen
Betrachtet man die obengenannten Unterschiede, wird klar, dass Maschinen den Menschen nicht vollständig ersetzen, sondern dass in Kombination eine neue Form von Effizienz entstehen kann. Die Herausforderungen, die dabei entstehen, sind vielfältig. Im Vordergrund stehen dabei firmeninterne Fragen rund um die Anwendung und Weiterentwicklung von KI-Methoden. Ebenfalls kritisch ist die gesellschaftliche Akzeptanz im Umgang mit den verschiedenen Technologien. In Folgenden erläutere ich die wichtigsten Fallstricke.
Eine grosse Gefahr im Einsatz von KI ist, dass der Mensch verlernt, sich in komplexen Situationen richtig zu entscheiden und die von der KI generierten Vorschläge nicht mehr hinterfragt. Dieses Deskilling und der Verlust der menschlichen Expertise schwächt Unternehmen nachhaltig und erhöht operative Risiken. KI sollte daher nur als Tool genutzt werden, um die kognitiven Fähigkeiten zu erweitern und nicht um die menschliche Arbeitskraft vollständig zu ersetzen. Dies führt zur nächsten Schwierigkeit, denn durch den Einsatz von KI entsteht eine Blackbox, durch die Entscheide nicht mehr interpretiert oder plausibilisiert werden können. Diese Aufgabe muss ein Mensch mit entsprechender Expertise übernehmen. KI sollte also erklärend sein, sodass die Entscheide fundiert und begründet sind und eine Nachvollziehbarkeit entsteht.
Abhängig vom Anwendungsbereich stellt der Datenschutz, also der Zugang zu Daten und das Recht sie zu benutzen, häufig ein grosses Hindernis dar. Viele aktuelle KI-Anwendungen basieren auf Machine Learning und sind somit die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger, annotierter Daten in ausreichender Zahl angewiesen. Als weitere Herausforderung kommt die verzerrte und vollständige Datenlage, der sogenannte Bias, hinzu. Zudem können Algorithmen in Folge eines Under- oder Overfittings systematische Fehler aufweisen. All das resultiert in schwachen Modellvorhersagen.
Insbesondere im medizinischen Umfeld gilt es die Frage von zusätzlichen Regulationen für die Anwendung von KI auf staatlicher Ebene zu klären. Dabei sollten allfällige Regularien zurückhaltend formuliert werden und aus Anwendungssicht ausgewogen sein. Wichtig ist, diese Richtlinien auf sozialen Werten und Interessenslagen aufzubauen, beispielsweise in Bezug auf die Erklärbarkeit von KI-Entscheidungen oder die diskriminierungsfreie Anwendung der Technologie. Gleichzeitig wird es international abgeglichene sowie branchenspezifische Standards und Guidelines benötigen, um die Compliance der Unternehmen und der angewandten Systeme zu bewerkstelligen.
Ausblick in die Zukunft
Die künstliche Intelligenz ist ein starkes Werkzeug. Sie entwickelt sich ständig weiter und bietet viele Chancen, birgt jedoch auch Risiken. KI kann Vertriebswege und Wartungstechniken optimieren, die Produktionsleistung und -qualität steigern, den Kundenservice verbessern und dazu beitragen, Energie zu sparen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Bereits heute wirkt sie in vielen Branchen zu Teilen unterstützend und birgt vor allem für die Zukunft ein enormes Potenzial.
Die grösste Chance, aber auch das grösste Risiko liegt in der komplementären Nutzung von KI und Mensch. Die KI ist kein Ersatz für die menschliche Arbeitskraft, sondern eine Ergänzung. Das volle Potenzial von KI lässt sich erst dann erschöpfen, wenn man Einblick in diese Blackbox gewinnt und die menschliche Expertise miteinspielen lässt. Das erfordert, dass die KI stärker überwacht und die Begründbarkeit dessen Entscheide stärker noch entwickelt werden.
Kurzum: Die Technologie dient als Werkzeug, während das Unternehmen in der Verantwortung bleibt. Gelingt diese Symbiose von Mensch und Maschine, fördert das die Entwicklung von einer neuen Generation von Produkten und Dienstleistungen.