New Work – die Zeit ist reif für eine neue Arbeitswelt
17. Oktober 2022
Mit dem exponentiellen Wandel entwickelt sich auch neue Arbeitskultur. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist Home-Office für jeden ein Begriff, aber auch weitere Faktoren wie die digitale Transformation, Konnektivität, Globalisierung sowie der demographische Wandel stellen den Status quo auf die Probe. „New Work“ nennt sich diese neue Art, die Arbeit und das Leben zu verbinden, aber was genau verbirgt sich hinter dem Modewort und was können wir – sowohl als Arbeitgeber:in oder als Führungskraft wie auch als Arbeitnehmer:in – tun, um den damit einhergehenden Anforderungen gerecht zu werden?
Beginnen wir mit einer Definition:
New Work bezeichnet die Gesamtheit der modernen und flexiblen Formen der Arbeit bzw. der Arbeitsorganisation.
Im Rahmen des Artikels sprechen wir über die Bedeutung dieser neuen Arbeitswelt, ihre Kernelemente sowie über die Gefahren, Herausforderungen und Chancen, die mit ihr einhergehen.
Der Hauptgrund, warum New Work so bedeutend geworden ist, ist ein tiefgreifender wirtschaftlicher und kultureller Wandel. Neue Technologien, die Digitalisierung, Automatisierung und allumfassende Vernetzung führen dazu, dass sich alle Branchen rapide an neue Bedingungen anpassen müssen oder gar obsolet werden. So hat sich beispielsweise die industrielle Produktion in den letzten Jahrzehnten stark verändert.
Die Generation Z hat andere Ansprüche an ihr Arbeitsumfeld als noch die Generation Y oder X. Damit ändert sich nicht nur die Erwartungshaltung der eigenen Mitarbeiter:innen, sondern auch die der Kund:innen. Ein Auto zu besitzen beispielsweise gilt bereits heute als weniger erstrebenswert als noch vor zehn Jahren. Neue Denkweisen, der Wunsch nach Veränderung, Persönlichkeitsentwicklung und technologische Neuerungen wie künstliche Intelligenz sorgen für Aufbruchsstimmung.
Simon Hoefler
Der kulturelle und wirtschaftliche Wandel fordert von Unternehmen mehr Agilität, Offenheit, Effizienz und Innovation. Der klassische Arbeitsbegriff – zeitlich, räumlich und organisatorisch – muss neu gedacht werden. Der „9-to-5-Job“ gehört in einigen Branchen bereits der Vergangenheit an und wird weiter an Bedeutung verlieren. Bindungen an feste Arbeitsorte und standardisierte Zeit- und Organisationsstrukturen lösen sich mehr und mehr auf. Die Arbeit der Zukunft ist flexibel und projektbezogen, und erfüllt damit das Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung: immer mehr Menschen streben danach, selbständig und eigenverantwortlich zu arbeiten – ganz unabhängig davon, ob sie selbst als Unternehmer tätig sind oder sich in einem festen Arbeitsverhältnis befinden. Das erfordert, dass alte Hierarchien aufgelöst, Strategien angepasst und neue Strukturen entwickelt werden müssen, um in unserer schnelllebigen Welt zu bestehen. Die Digitalsierung eröffnet neue Möglichkeiten, um genau das zu tun, sei es durch Automatisierung zur Fehlervermeidung oder durch moderne Formen der gegenseitigen Kommunikation. Dadurch wird die Innovationskraft von Unternehmen sowie der Gesellschaft exponentiell gesteigert.
Diese neue Art zu arbeiten, bedeutet aber auch, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischt werden und dadurch Unruhe entstehen kann. Damit sind Arbeitgeber:innen, Führungskräfte, aber auch Arbeitnehmer:innen gefordert, neue Wege zur „Work-Life-Balance“ zu finden. Auch das ist New Work.
Im komplexen Veränderungsprozess der Arbeitswelt stellt sich die Frage, wie wir Arbeit innovativ definieren und organisieren können, um inkrementelle Beiträge zur Unternehmensstrategie zu leisten. Die Antwort darauf ist kein Projekt oder Prozess. New Work bezeichnet vielmehr eine Einstellung, Kultur und eine Form der Leadership. Moderne Führung ist geprägt von Gleichberechtigung und Wertschätzung. Sie erfordert Coaching statt Ankündigungen, um Mitarbeiter:innen in dieser flexiblen Arbeitswelt zu befähigen.
Wir halten fest:
New Work bedeutet, ein innovatives und werteorientierte Arbeitsumfeld zu schaffen.
Genau das leben wir bei Qudits. Durch flache Hierarchien schaffen wir den notwendigen Freiraum und die Flexibilität zum eigenverantwortlichen Arbeiten und ermutigen jede:n Einzeln:en diese Verantwortung wahrzunehmen. Bei Qudits ist jede:r ein:e Unternehmer:in im Unternehmen und darf und soll eigene Entscheidungen im Rahmen seines:ihres Aufgabengebiets fällen. Dadurch steigern wir die Arbeitsmoral, da wir alle zusammen die Segel hissen und den Weg bestimmen.
Neugierig, was das bedeutet? Mehr dazu in unserem Quanifesto.
Kreative Mitarbeiter:innen brauchen Raum für persönliche Entwicklung, Entfaltung und Selbsterfüllung – oder anders ausgedrückt: Sie sollen das eigene Denken, Fühlen, Handeln und ihre Kraft eigenhändig managen können. Unternehmen, die in der modernen Arbeitswelt langfristig erfolgreich sein und bleiben wollen, erkennen dieses Bedürfnis der Selbstverwirklichung und schaffen für ihre Mitarbeiter:innen eine Möglichkeit, Wert innerhalb der wirtschaftlichen Mission zu schaffen.
Gute Führungskräfte im Sinne des New-Leadership-Ansatzes befähigen ihre Mitarbeiter:innen darin, ihre individuellen Stärken zu entdecken und auszubauen – denn was jede:n Einzelne:n darin bestärkt, besser zu werden, fördert auch das Unternehmen als Ganzes. Ein guter Ansatz liefert hier die „Teal“-Methode. Sie zielt darauf ab, die Mitarbeiter:innen den Sinn ihrer Arbeit erleben zu lassen.
New Leadership ist ein so breitgefächtertes Thema, dass es einen eigeständigen Artikel erfordert. An dieser Stelle konzentriere ich mich deshalb auf nur einige wenige Ansätze:
In Kürze:
New Leadership bedeutet, Mitarbeiter:innen Vertrauen entgegenzubringen, Verantwortung abzugeben und eine autonome Arbeitsweise zu fördern.
In unserer digitalen Welt sind verschiedene Themen eng miteinander verknüpft. Innovationen entsteht beispielsweise oft dadurch, dass unterschiedliche Bereiche Ihre Erkenntnisse teilen und gemeinsam eine Verbesserung hervorrufen.
Kollaboration – also die Zusammenarbeit mehrere Personen zur gemeinsamen Problemlösung – gehört zur täglichen Arbeitserfahrung. Ein agiles Vorgehen unterstützt hierbei, bessere Ergebnisse zu erzielen und insbesondere auch die immer komplexer werdenen Aufgaben zu bewältigen. Agilität erfordert neue Denkprozesse, Unternehmensprozesse, eine Kulturveränderung, neue Führungsprinzipen und moderne Beziehungen zu Kund:innen. Sie bedeutet jedoch nicht, dass nichts mehr geplant ist, sondern dass neue und gut geführte Strukturen geschaffen werden müssen. Damit sind unter anderem auch Meeting-Strukturen gemeint. Beispielsweise sollte eine Sitzung, egal ob online oder offline nicht länger als dreissig Minuten dauern. Das sorgt dafür, dass Ergebnisse schneller erzielt werden und sich das Team nicht im Kreis dreht. Ebenso ist die Anzahl der Teilnehmer:innen wichtig. Sind zu viele Personen involviert oder relevante Stakeholder ausgeschlossen, entstehen Effizienzverluste.
Kennen Sie die „Zwei-Pizza-Regel“? Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, legte fest: An einem Meeting dürfen nur gerade so viele Personen teilnehmen, dass von zwei Pizzas satt werden, also acht Teilnehmer:innen. Ob davon wirklich alle satt werden würden, kann ich zwar weder beweisen noch widerlegen, aber die Wirksamkeit der Methodik bestätigt auch Standford-Professor Bob Sutton.
Die Sichtweise der Miterabeiter:innen sollte bei agilen Prozessen mit einbezogen werden. Sie ist ein entscheidender Faktor über die Effizienz der Zusammenarbeit, sorgt für einen guten Teamgeist und fördert die Zufriedenheit und kann wiederum ein ausschlaggebener Faktor sein, warum sich kompetente Bewerber:innen für Sie entscheiden. All das stärkt Ihr Unternehmen.
Mehr über agile Arbeitsweisen erfahren Sie in unserem Artikel Agiles Servicemanagement – ein Überlick.
Wer New Work umsetzen möchte, braucht ein rechtliches Grundgerüst. Sie müssen wissen, wer ein Weisungsrecht hat, was die Folgen von Weisungen sind, wer eine Mahnung aussprechen darf und wie eine wirksame Abmahnung aussieht. Das schafft Handlungssicherheit. Im Sinne des eigenverantwortlichen Arbeitens kann und soll hier kein Top-Down-Ansatz die Lösung sein. People Transformation ist das relevante Stichwort – überzeugen Sie Ihre Mitarbeiter:innen, sich auf den digitalen Wandel einzulassen und fordern Sie sie dazu auf, eigene Ideen rund um New Work einzubringen und die moderne Arbeitswelt mitzugestalten.
New Work bedeutet auch von überall und jederzeit zu arbeiten. Viele Unternehmen erlauben ihren Mitarbeiter:innen bereits das mobile Arbeiten von unterwegs oder im Home-Office. Diese Flexibilität im Sinne des selbstbestimmten Arbeitens kann die Motivation und Kreativität fördern und durch entsprechende Arbeitskonzepte aktiv unterstützt werden. Der Ansatz „mehr Vertrauen als Kontrolle“ kann überdies auch die Wertschätzung und Loyalität zum Unternehmen fördern.
Home-Office kann aber auch zu aufufernder Anonymität führen, die in einem Büro seltener auftritt. Kombinieren Sie flexibles Arbeiten deshalb gezielt mit virtuellen Austauschpunkten wie auch Präsenztreffen. Ebenso wichtig ist auch die digitale Kompetenz Ihrer Mitarbeiter:innen. Ohne ist New Work kaum umsetzbar und schwächt Ihre Organisation. Vermeiden Sie deshalb eine zu schnelle Umwälzung und führen Sie Mobile Working schrittweise und am besten gemeinsam mit Ihrem Team ein, während Sie die Arbeit mit Kollaborations- und Inspirations-Tools erproben. Um einen weiteren Vorteil zu nennen: Durch ihr ansprechendes, optimiertes Design und die kostengünstige Bereitstellung sind die meisten dieser digitalen Werkzeuge konsistent durchdacht und exakt dafür konzipiert, die Zusammenarbeit effizienter zu gestalten.
Wie bereits festgehalten: New Work ist kein Prozess, sondern eine Kultur. Damit fängt sie bei jedem:jeder persönlich an. Wenn die eigene Arbeit nicht mehr glücklich macht, ist die Leistungsfähigkeit eingeschränkt und die Produktivität auf ein auf ein Minimum reduziert. New Work setzt genau hier an und baut darauf auf, dass Ihre Mitarbeiter:innen das Unternehmen aus intrinstischer Motivation heraus voranbringen wollen.
Feedback ist deshalb ein zentraler Bestandteil dieser neuen Arbeitskultur. Persönliches Feedback soll loben und motivieren. Verstehen Sie darunter keine Kritik, sondern eine Chance. Und bieten Sie Hilfe an, selbst wenn diese nicht in Ihren Zeitplan passt. Mit offener Kommunikation und gegenseitiger Hilfsbereitschaft bilden Sie das Fundamenet für eine langfristige Partnerschaft und schaffen damit die Basis, die das Unternehmen braucht, um in unserer digitalen Welt erfolgreich zu bestehen.
Autor
Simon Hoefler
Simons Beratungsschwerpunkte liegen im Design und der Dokumentation von IT-Servicemanagement-Prozessen und dem Aufnehmen von Business-Anforderungen. Darüber hinaus ist es als zentrale Koordinationsstelle für Stakeholder und Team als Unterstützung der Projektleitung tätig.